Sicherer Zufluchtsort in den Bergen

Das Klima in den Alpen kann rau sein. Plötzliche Wetterumschwünge, Gewitter, Hagel oder früher Schneeeinbruch sind auf über 2000 Höhenmetern keine Seltenheit. Der Deutsche Alpenverein (DAV) sorgt mit Schutzhütten in den Alpen für ein sicheres Gefühl bei Wanderern. Als eine der ältesten DAV-Hütten in Deutschland wurde das Waltenberger Haus 2016 und 2017 komplett neu gestaltet. Die PREFA Schindeln spielten dabei eine besondere Rolle.

Das alte Waltenberger Haus in den Allgäuer Alpen stand 140 Jahre, dann wurde es abgerissen und fast komplett neu aufgebaut. Auf dem Neubau, der sich mit seiner Rundung dem Hangverlauf anschmiegt, sind von Weitem auf dem Dach Photovoltaik-Paneele zu sehen. Auch eine Holzfassade ist zu erahnen. Die goldgelb gefärbte Holzschindelfassade an der Vorderseite des Hauses passt sich der wilden Natur an. Aus der ehemaligen Steinhütte ist nach dem Wiederaufbau ein moderner, Energie autarker Holzbau im hochalpinen Gelände entstanden.

In ihren 140 Jahren in den Allgäuer Alpen hat die Hütte viele Veränderungen erlebt. Sie wurde 1875 als die erste DAV-Hütte überhaupt eröffnet, zunächst als Ausgangspunkt für zahlreiche Touren. Eine Lawine zerstörte die erste Schutzhütte. Die war aus Stein, dem Rohstoff vor Ort. Als Markus Karlinger 2011 die Hütte übernimmt sieht es dort verheerend aus. "Die Hütte war in einem desolaten Zustand, überall Flickwerk", erzählt er. Daher wurde 2012 der Entschluss gefasst, die Hütte abzureißen, 2015 rückte schließlich der Abrissbagger an. Architekt Peter Fischer aus Oberstdorf plante die neue Hütte mit 72 Schlafplätzen und einem Pultdach.

Beauftragt für die Ausführung war die Zimmerei Berktold aus Oberstdorf. Für die relativ junge Truppe war das Projekt Waltenberger Haus eine besondere Herausforderung. Die Logistik war bei dem Bau von großer Bedeutung und der Helikopter der verlässliche Begleiter der Handwerker. Baumaterialien, Maschinen und die Handwerker selbst wurden mit dem Heli auf die Baustelle gebracht. 

Achtung, hohe Schneelast!

Ein besonderes Augenmerk erforderte die Statik des Gebäudes. Durch die unterschiedlichen Schneelasten an der Vorder- und Rückseite wurden die Außenwände unterschiedlich dimensioniert. Wegen dem hohen Schneedruck sind auf der Hangseite auf den 12 cm Brettsperrholz 10 cm KVH als Konstruktion für die Gefachedämmung mit druckfester Holzfaser montiert. Darüber brachten die Zimmerleute eine 30 mm Sparschalung auf, um dem Schneedruck standzuhalten.

Letztlich wurde in enger Abstimmung mit dem Prüfingenieur vom Statikbüro Meier eine Schweizer Schneelastformel herangezogen, welche die örtlichen Gegebenheiten, auch aus der Erfahrung her, am besten wiederspiegelte. Die daraus resultierende Schneelast von 15 kN/m² als Dachlast ist eher unproblematisch. Vielmehr muss durch den hinter der Hütte aufgehenden Steilhang eine horizontale Gleitschneelast von 1040 kN (= 104 Tonnen) vom Gebäude aufgenommen werden können. Keine leichte Aufgabe für den Spenglereibetrieb Willi Steiner aus Oberstdorf. Um das Haus vor Wind und Wetter auch in diesem schwierigen Umfeld zu schützen, montierten die Spengler eine Metallschindel-Fassade von PREFA an der bergzugewandten Rückseite der Hütte. Von den Zimmerleuten wurde auf die Holzschalung eine diffussionsoffene Unterspannbahn als Trennlage zwischen Holz und Aluminiumschindeln verlegt. Danach verlegten die Handwerker die PREFA Aluminiumschindeln XL Stucco P.10 Anthrazit im Drittelversatz. Diese wurden mit fünf Haften befestigt, also zwei mehr als üblich und das ebenfalls aus Sicherheitsgründen. „Bei dem enormen Schneedruck der auf die Rückseite der Berghütte wirkt, wollte man kein Risiko eingehen“, erläutert Markus Steiner die Vorsichtsmaßnahme. 

Schindelfassade fertig, dann Winterruhe

Die Baustelle wurde für das Jahr 2016 mit der Fertigstellung der Schindelfassade am 5. November beendet. Gerade noch rechtzeitig, denn einen Tag später fiel über ein Meter Neuschnee. Nach der Winterpause ging es am 20. März 2017 mit den Innenarbeiten weiter. Zunächst musste tagelang Schnee geräumt werden, um die Baustelle wieder in Betrieb zu nehmen. Mit der Eröffnung zog Leben in die neue Berghütte ein. Die Kosten für den Neubau summierten sich auf 3,2 Mio. Euro. Strom kommt jetzt hauptsächlich über die Photovoltaik-Anlage, die über das gesamte Pultdach verteilt ist und 30 Kilowatt erzeugt. Die kleine Turbine von früher ist immer noch in Betrieb und für die Grundlast der Hütte zuständig.

Gefragt wie es sich anfühlt, Wirt in so einer modernen, neuen Hütte zu sein, schmunzelt der Hüttenwirt Markus Karlinger. "Ich mag das Alte, aber auch das Neue“, und er gibt zu, dass er beim Abriss der Hütte ein paar Tränen vergossen hat. "Viele Bergsteiger denken, es ist ein Hotel und denken morgens gar nicht daran, aufzubrechen. Aber es ist eben immer noch eine Berghütte, eine Schutzhütte in 2000 Meter Höhe." Markus Karlinger schmunzelt und sagt: "Aber eine besondere!"

Infobox

Projekt

Neubau Waltenberger Haus in den Allgäuer Alpen
Unterkunftshaus für Bergwanderer, 72 Schlafplätze
www.waltenbergerhaus.de

Bauherr

Deutscher Alpenverein, Sektion Allgäu-Immenstadt
www.dav-allgaeu-immenstadt.de

Architekt

Peter Fischer, 87561 Oberstdorf

Hangseitige Fassade

135 m² PREFA Aluminiumschindeln XL stucco, P.10 Anthrazit