Luxus der Reduktion
Andreas Gruber erzählt vom naturnahen Bauen und von ‚Einfachheit‘ als eine Art Gesamtkonzept: in der Objektplanung und Materialwahl sowie in der Gestaltung seiner Wege als Architekt. Die preisgekrönten Obomilla Waldchalets in Meransen in Südtirol bringen es auf den Punkt – Tourismusunterkünfte bauen funktioniert auch mit sehr wenig Baumüll und nachhaltigen Materialien wie Zirbenholz aus dem angrenzenden Wald sowie recycelbarem PREFA Aluminium.
Lokal am Ball
Andreas Gruber hat in Innsbruck und Florenz Architektur studiert und stellt in seinem im Jahr 2008 gegründeten Studio in Südtirol drei Mitarbeiter an. Für besondere Projekte stellt er sich gerne auch ein interdisziplinäres Team zusammen, um für seine Kunden eine besondere Projektqualität zu erreichen. Bodenständig und nachhaltig lebt Andreas Gruber und sagt von sich, er lege keinen großen Wert auf Expansion, arbeite gern regional und vor allem: qualitätsbewusst. So hat er sein Büro vor Jahren von Bozen in seinen Wohnort nach Schabs bei Brixen verlegt und spart dadurch sehr viel Zeit und Ressourcen. „Das war für mich eine sehr gute Entscheidung. Die Erreichbarkeit der Ortschaft ist optimal und die Anbindung an das Pustertal, Wipptal und Eisacktal ist perfekt“, sagt Gruber. Das kleine Architekturbüro bearbeitet aktuell mehrere Projekte in den Bereichen Wohnbau, Hotellerie und öffentliche Bauten.
„Planen bedeutet auch, Menschen von einer gestalterischen Idee zu überzeugen. Diese Arbeit beginnt im Dialog mit dem Bauherrn.“ Andreas Gruber
Klipp und klar
„Ich will zeitlos bauen“, sagt Gruber und spricht davon, dass in Südtirol gerade im Bereich Tourismus viele kosmetische Sanierungen und modische Neubauten realisiert würden. Oft fänden teure Extras Verwendung, die nach fünf Jahren schon wieder alt aussehen und deshalb bald wieder vor dem Abriss stünden. „Diese Art von Schnelllebigkeit hat keine Zukunft“, ist Andreas Gruber überzeugt. Bei den Obomilla Waldchalets wollte man sich aufs Wesentliche beschränken und im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden kommen. Daher habe man bewusst auf einen internen Zugang zu Spa, Yoga- und Mehrzweckraum durch ein Stiegenhaus verzichtet. Die Idee sei ein bisschen gewesen, Wege zu gehen und dabei der Natur zu begegnen. Wie zu Urgroßmutters Zeiten, als man sein Wasser noch vom Brunnen holte oder zum Plumpsklo quer über die Wiese oder den Hof wandern musste.
Auswahl an Ausblicken
Am Beginn eines jeden Projekts stünden Analysen und sehr genaue Gedanken über sozioökonomische und nachhaltige Aspekte. „Wir gehen respektvoll und extrem sorgsam mit unserer Umgebung um“, sagt Andreas Gruber. Obomilla ist ein alter Flurname. Das bedeute dasselbe wie Obermüller und meinte früher „oberhalb der Mühle“. Die drei Chalets, die sich dezent in die Landschaft einfügen, stehen auf 1440 Metern mitten in der Ski- und Wanderregion Gitschberg-Jochberg auf einer Lichtung. Auf ein gemeinsames Sockelgeschoss aus Beton gesetzt, blicken die Chalets leicht aufgefächert Richtung Süden: eines in den Wald, eines den Dolomiten zu und eines auf die Wiesenlandschaft. Damit zeigt der Architekt gleichzeitig auch Südtirols Naturerbe, welches jährlich viele Urlauber in die Region lockt. „Seit das Projekt mit dem BigSEE Award ausgezeichnet wurde, waren auch viele internationale Besucher, darunter namhafte Architekten aus aller Welt, in den Chalets zu Gast.“ Mit einigen traf man sich auch, um sich über das Projekt auszutauschen.
„Wir sind stolz, für die Obomilla Waldchalets den BigSEE Award erhalten zu haben und freuen uns damit auf internationale Resonanz gestoßen zu sein.“ Andreas Gruber
Alles im Lot
Formal habe man sich mit dem vertikalisierenden Fassadenbild der Chalets am angrenzenden Wald orientiert, aus dem auch das Fichtenholz für den Holzbau stammt. Die Chalets stehen auf einem Sockelgeschoss mit einem Fundament aus Stahlbeton. „Wir haben den Hang nur sanft angegriffen, sodass sich Aushub und Auffüllung ausgleichen“, sagt Andreas Gruber, der mit dem Ergebnis sehr zufrieden ist. In der Strukturierung und Rhythmisierung nahm man sich die Bäume zum Vorbild. Die seitlichen Holzbalken und Überdachungen der Balkone sowie das PREFALZ Dach- und Fassadensystem folgen diesem Muster. Bei einem Blick ins Innere des Gebäudes fällt auf, dass auch das abstrakte Geländer der schwarzstählernen Spindeltreppe in senkrechten, spaltoffenen Bahnen dieses Motiv reflektiert. Bahnen und Balken, welche zueinanderstehen – aber nicht dicht an dicht. Andreas Gruber vermittelt damit bewusst Offenheit und bricht, auch mit großzügigen Glasfronten, mit einem schummrigen Berghüttenflair und vielleicht auch damit, „wie eine Berghütte zu sein hat“.
MP: „Wer war der Spengler des Projekts?“
AG: „Seit der Gründung meines Studios im Jahr 2008 arbeite ich gern mit lokalen Handwerkern aus den Einzugsgebieten der Projektstandorte zusammen. Die Spenglerfirma Tecnometal SAS aus Rodeneck hat die Spenglerarbeiten für das Projekt in Meransen ausgeführt. Das sind echte Profis. Es war nicht das erste Mal, dass wir PREFA verwendet haben – unser Spengler kennt die Produkte und Materialien von PREFA sehr gut und hat das schwarze PREFALZ mit viel Erfahrung verlegt. Das prägnante Erscheinungsbild der widerstandsfähigen Gebäudehülle steht im Kontrast zum naturbelassenen Fichtenholz. PREFA ist für ein Bauvorhaben im alpinen Gelände, wie hier bei den Obomilla Waldchalets, sicher die richtige Wahl gewesen.“
Obomilla Wandchalets - Details
Titel: |
Obomilla Waldchalets |
Land: |
Italien |
Objekt, Ort: |
Chalets, Meransen |
Kategorie: |
Neubau |
Architektur: |
Andreas Gruber Architekten |
Verarbeiter: |
Tecnometal SAS |
Material: |
|
Farbe: |
P.10 Schwarz |
Weitere Infos:
Interview: Mara J. Probst
Text: Mara J. Probst
Fotos: © Gustav Willet, © Wolfgang Scherzer