Phänomenale Dachwelle

Luxus und Familie unter einem Dach

Für die Umgestaltung des Falkensteiner Familiensitzes in Ehrenburg (IT), das schon seit vielen Jahren als luxuriöses Resort Gäste aus aller Welt anlockt, bekam das Bozner Büro noa* (network of architecture) einen konkreten Auftrag. Das Ergebnis ist eine eklektische Erlebniswelt mit eindrucksvoller Dachlandschaft, umhüllt von Wandschindeln in P.10 Braun.

Konkreter Input

„Wir sind aufgefallen!“, erzählt Andreas Profanter von noa*. Der junge Architekt hat ein ungekünsteltes, freundliches Auftreten und geht auf die Wünsche seiner Kunden in allen Planungsphasen ein. Was auch heißen kann, „dass etwas am Ende anders ausschaut, als anfangs erwartet“. Dessen ist sich der Architekt bewusst. So weit, so gut. Schließlich sei der Bauherr Entscheidungsträger! Hotel-Architektur ist jedenfalls ein wichtiges Kernthema des breiten Portfolios des Südtiroler Kollektivs. In diesem Feld zu planen bedeute neben den Ansprüchen der Bauherren auch die Bedürfnisse potenzieller Gäste in den Vordergrund zu stellen. Das sind im Falle des Resorts in Ehrenburg: Eltern und Kinder aller Altersstufen.

Architekt Andreas Profanter steht im Türrahmen und blickt zum rechten Bildrand

Welten generieren

Vor dem ersten Entwurf gab es ein Briefing mit dem Bauherrn und darüber hinaus fragten die Hotelbesitzer Kinder, was ihnen Spaß macht und was sie bei einem Aufenthalt im Hotel erleben wollen. In der Auswertung kristallisierte sich dann ein starkes Action- und Bewegungsbedürfnis heraus: Vom ganzjährigen Eislaufplatz und einer ebenso das ganze Jahr benutzbaren Skipiste auf dem fantastischen Multifunktionsdach über eine Aqua-Erlebniswelt mit Wasserrutsche bis hin zum Trampolin-Bewegungsraum, wurde sehr vieles von den Architekten beherzigt und auch umgesetzt. „Die Zielgruppe ist super happy“, sagt Andreas Profanter zufrieden. Zusätzlich schuf man mit einem separaten Bereich für Erwachsenenwellness einen Kontrapunkt und Ruhepol.

Ansicht des gesamten Hotelkomplexes aus der Ferne: Die Dachwelle verläuft über das ganze Gebäude, im Hintergrund eine wunderschöne hügelige, bewaldete Landschaft

Anno dazumal

Geht man in der Geschichte des allerersten Hotels der Falkensteiner Michaeler Tourism Group – einem Luxus-Tourismuskonzern, der inzwischen in 7 Ländern vertreten ist und ausschließlich 4- bis 5-Sterne-Hotels führt – zurück, stand da einst bloß ein kleiner Gasthof, der später zu einem größeren Familienhotel mit 82 Zimmern im Tiroler Stil ausgebaut wurde. Jetzt erfuhr der Komplex erneut einen beachtlichen Umbau, bei dem man versuchte, die Grundstruktur des Gebäudes zu erhalten und ausgewählte Elemente des Bestandsgebäudes bewusst in Szene setzte. Die Zimmer wurden auf 118 aufgestockt und das gesamte Interior Design, der Speisesaal und sämtliche Inneneinrichtungen neugestaltet. Ebenso wurde das äußere Erscheinungsbild mit Aluminium und Holz neu geprägt.

Was dieses Projekt im Besonderen auszeichnete war auch die kurze Zeit von der Planung bis zur Realisierung gewesen: In nur zwei Jahren war die Umwandlung fertig. Was die Architekten ausmacht ist ihre ganzheitliche Herangehensweise an die vielen Projektebenen. In der Planung und Ausgestaltung des Ganzen erzählen sie Geschichten, die sich von der Gebäudehülle bis ins Innere mit detailverliebtem Interior-, Licht- und Produktdesign fortsetzen. Raffinierte Gesamtkonzepte also.

Bild vom Hotel im Tiroler Stil vor dem Umbau, vor dem Hotel liegt ein See

Die Lage

Südtirol ist außer Berg- und Seenlandschaft auch eine starke Industrie- und Gewerberegion. „Das Hotel liegt in der Gewerbezone, ist aber umgeben von Natur“, sagt Andreas Profanter. Der Naturaspekt sei für den Entwurf des Hotels extrem wichtig gewesen. Beim Frühstück könne man von allen Tischen aus den Seeblick genießen. Es ging den Architekten bei dem Projekt immer um den Bezug zur Natur und darum, eine gewisse Geborgenheit zu erzeugen. Im Speisesaal gelang dies beispielsweise durch separate buchtartige Essensbereiche und gemütliche, gepolsterte Schaukeln, die ruhig von der Decke hängen.

Das Highlight

„Was ich am schönsten finde, ist das Spazieren über die Dachwelle. Das ist ein Mehrwert, den es vorher nicht gab“, schwärmt Andreas Profanter von dem organischen Element, das trotz massiver Bauweise in seiner dynamischen Ausführung Leichtigkeit und Beweglichkeit ausstrahlt. Eben wie Wasser. Damit reflektiert das Gebäude auch den See, der direkt an das Hotel anschließt. In der Tat ist die mit PREFA Wandschindeln in P.10 Braun umhüllte Brüstung (es handelt sich hier um eine objektbezogene Sonderlösung) ein Hingucker und genauso eine technisch präzise Meisterleistung! Wie eine Amphibie legt sich der Schutzwall um den gesamten Erlebnis-Komplex. Die Architekten suchten einen möglichst kleinteilig einsetzbaren Baustoff, mit dem man den minimalen Radius schaffen könne: Der Architekt spricht in diesem Kontext von einer „kleineren Auflösung“, die man damit erzeuge. Um herauszufinden, ob es wie gewünscht funktionieren könne, baute man zunächst auf einer Länge von 4 bis 5 Metern die Dachbrüstung nach. Mit optimalem Ergebnis: „Gute Spengler, wie die der Firma Kammerer aus Ehrenburg, sind für ein solches Vorhaben die Voraussetzung“, sagt Andreas Profanter, dem auch die regionale Wertschöpfung am Herzen liegt. Die gesamte Brüstung inklusive Untersicht wurde in haargenauer Ausführung von den Profis mit PREFA Wandschindeln umhüllt. Das Material brachte die Vertriebsfirma Alpewa ins Spiel. Die Zusammenarbeit mit der Firma unter der Projektleitung von Lorenz Pichler habe sehr gut funktioniert, sagt Andreas Profanter rückblickend.

Falkensteiner Family Resort - Details: Objektbezogene Lösung

Land:

Italien

Objekt, Ort:

Hotel, Ehrenburg

Kategorie:

Umbau

Architektur:

noa*

Verarbeiter:

Alpewa

Material:

Wandschindel

Farbe:

P.10 Braun

Weitere Infos

  • Interview: Juliane & Wolfgang Croce
  • Text: Mara J. Probst
  • Fotos: © Croce & Wir, © Falkensteiner Family Hotel Lido